Sie sind hier:

Eine Jugend im Nationalsozialismus

Lesung und Diskussion mit dem Zeitzeugen Heinz Aulfes

Foto (v.l.): Klaus Wedemeier, Heinz Aulfes, Herman Vinke , Wolfgang Hesse
Foto (v.l.): Klaus Wedemeier, Heinz Aulfes, Herman Vinke , Wolfgang Hesse © BBEE


Der Veranstaltungsraum der Bremer Landesvertretung in Berlin ist am Mittwochabend (28.10.2015) gut gefüllt mit jungen und älteren Gästen als Heinz Aulfes (Jg.1927) aus seinem Buch „Ihr seid die beste Jugend des tüchtigsten Volkes – Kindheit und Jugend eines Bramscher Schülers im Dritten Reich“ zu lesen beginnt.

Bei der anschließenden Diskussion zusammen mit dem früheren Bremer Bürgermeister Klaus Wedemeier, dem Verleger Dr. Wolfgang Hesse und dem Bremer Journalisten und Sachbuchautor Herman Vinke stehen das Erinnern und Einordnen der Geschehnisse im Vordergrund. Klaus Wedemeier betonte was man gerade heute in Deutschland wieder vermehrt brauche: „Mut zum Erinnern; Gegen das Vergessen“.

In der anschließenden Diskussion kommt vor allem die Frage auf, wie Heinz Aulfes die Balance zwischen seinem sozialdemokratischen Elternhaus und der NS-Ausrichtung in Hitlerjugend und Öffentlichkeit bewältigt hat. Er erzählt darauf hin aus seiner Lebensgeschichte: Er wächst in einer sozialdemokratisch orientierten Familie auf – in der niedersächsischen Industriekleinstadt Bramsche im Landkreis Osnabrück. Schule, Hitlerjugend, Ausbildung und Einsatz als Luftwaffenhelfer, Arbeitsmann im Reichsarbeitsdienst und Soldat in der Armee Wenck hinterlassen Prägungen.

Keinen Schaden an der Seele nehmen

Sein Vater hat ihm zu seiner Zeit in der Hitlerjugend mit auf den Weg gegeben: „Draußen mitmachen und dabei keinen Schaden an der Seele nehmen. Zuhause in der Familie erfährst du die Wahrheit.“ Die darin liegenden Konflikte sagt Heinz Aulfes „musste ich austragen und aushalten.“

Nach seiner Entlassung aus englischer Kriegsgefangenschaft (Sommer 1945) im Rahmen der Aktion „Barleycorn“ macht er sein Abitur in Osnabrück nach (1945/46) und studiert Geschichte, Englisch, Geografie an der Universität Münster (1947 – 1951).Er unterrichtet an Gymnasien in Niedersachsen, NRW und im Lande Bremen.

Seine Karriere als Pädagoge und Politiker (Mitglied für die SPD in der Bremischen Bürgerschaft (1979 - 1991) lassen ihn Schul- und Bildungspolitik im Lande Bremen verantwortlich mitgestalten. Politische Weggefährten von Heinz Aulfes sind drei Bremer Bürgermeister: Klaus Wedemeier, Henning Scherf, Jens Böhrnsen.

1991 kehrt er nach seiner Pensionierung in seine Heimatstadt Bramsche zurück. Eine wesentliche Motivation seiner Arbeit als Pädagoge und Politiker, ist gegen das Vergessen anzugehen, junge Menschen zum selbständigen Denken anzuleiten und für die neue deutsche Demokratie der jungen Bundesrepublik Deutschland zu gewinnen. Dies ist allen Beteiligten an diesem Abend in der Landesvertretung Bremen eindrucksvoll gelungen.