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Vortrag Prof. Dr. Franck Düvell, Centre on Migration, Policy and Society (COMPAS), University of Oxford
Im vergangenen Jahr sind über eine Millionen Menschen, überwiegend Flüchtlinge, in Europa gelandet, zumeist in der Türkei, Griechenland und Italien, und haben von dort ihre Reise durch den Balkan nach Nordeuropa fortgesetzt. Sie tauchten überwiegend ohne Erlaubnis oder Visa auf, demonstrierten, wenn es nicht weiterging und haben auch gelegentlich die Grenzkontrollen überrannt. Manchmal wurden diese auch angesichts der großen Zahl an Personen schlichtweg aufgehoben.
Die Abwesenheit von sicheren Fluchtwegen sowie einem angemessenen Aufnahmesystem führte regelmäßig zu humanitären Notsituationen. Gesellschaftliche und politische Entgegnungen beinhalteten eine Mischung aus Laisser-faire, etwa in der Türkei und Griechenland, willkürlichen Grenzöffnungen und Schließungen, der Ankündigung von Umverteilung und anderen Maßnahmen, die dann aber nie umgesetzt wurden, sowie ursprünglich einem Geist des Willkommens, der aber mehr und mehr feindseligen Reaktionen weicht.
In der Folge sind nun grundlegende Prinzipien und Werte der EU bedroht, wie etwa Bewegungsfreiheit oder die Flüchtlings- und Menschenrechte. All dies wurde als eine multiple Krise, die Krise von Gewalt und Krieg in der Nachbarschaft der EU, eine Flüchtlingskrise, eine Krise der Grenzkontrollen, eine Krise des Flüchtlingsaufnahmesystems und eine humanitäre Krise sowie schlussendlich eine Krise der EU verstanden. Derweil wurden alternative Lesarten, die einen konstruktiven Umgang mit diesen Entwicklungen gefördert hätten, vernachlässigt. Dieser Vortrag versucht, diese Gemengelage zu entwirren.
Moderation: Prof. Dr. Ulrike Liebert
Zu Franck Düvell: Dr phil, Sozialwissenschafter; seit 2014 Associate Professor und seit 2006 Senior Researcher am Centre on Migration, Policy and Society (COMPAS), University of Oxford. Zuvor war er senior researcher am International Centre for Migration Policy Development (ICMPD) (2009-12), Lehrbeauftragter in Soziologie, Politikwissenschaften und Geographie an der Universität Bremen (2004-8), Jean Monnet Fellow am Robert-Schuman Centre for Advanced Studies, Europäisches Universitätsinstitut (Florenz) (2003-4). Er ist Mitglied des Beirates der South East European Studies at Oxford (SEESOX) und des Migrationsforschungszentrum der Koc Universität, Istanbul. Er ist auch Mitglied des Exekutivkommittees von PICUM (Platform for International Cooperation on Undocumented Migration, Brüssel) und des Border Monitoring Project Ukraine. Seine Forschung ist Europäischer und internationaler Migration, sowie Migrations- und Grenzpolitik gewidmet.
Eines seiner aktuellen Forschungsprojekte untersucht die Flüchtlingskrise im Mittelmeer.
Zu seinen Veröffentlichugen zählen ?The migration transition of Turkey? (Insight Turkey 2014), ?Transit Migration? (AUP 2014), ?Illegal Immigration in Europe? (Palgrave 2006) und ?Migration. Boundaries of equality and justice? (Polity 2003, with Bill Jordan).